Der Oloid – Ergebnis eines Umstülp-Prozesses

Das Wort UMSTÜLP-ZEIT ist mir im Zusammenhang mit der Heiligen Geometrie begegnet, in der Beschäftigung mit den platonischen Körpern und mit einem weiteren sehr speziellen Körper, den Frank Chester im Jahre 2000 entdeckt und Chestaeder genannt hat. Ich wollte verstehen, wie z.B. die wunderschöne Herz-Form der von ihm geschaffenen Venus-Skulptur entstehen konnte. Sein Verweis auf die Forschungen von Paul Schatz eröffneten mir einen Einblick in die faszinierende Welt der Umstülp-Prozesse. Dabei steht der von Paul Schatz 1929 entdeckte Umstülp-Prozeß eines sogenannten Würfelgürtels und der daraus resultierenden Verlaufsform eines Oloids am Anfang einer ganzen Reihe von Umstülp-Überlegungen. Weitere Forscher haben sich mit den Umstülpungen aller fünf platonischen Körper beschäftigt. Sie haben es geschafft,  das Innen nach Außen zu bringen.Es wurden wurden sogar Gliederungen der Körper gefunden, die es erlaubten, daß die ursprüngliche Form quasi als umschlossener Hohlraum sichtbar wird, z.B. der umstülpbare Würfel nach Wolfgang Maas.

Bis 2006 wurden diese Umstülp-Körper noch im Kaspar-Hauser-Therapeutikum in Berlin hergestellt. Als ich dort vor einiger Zeit einige dieser Umstülp-Körper erworben habe, erfuhr ich, daß auf der Hannover-Messe 2012 ein mit Helium gefüllter fliegender Würfelgürtel  gezeigt wurde, der sich mit pulsierenden Bewegungen – sprich durch Inversion – (unkontrolliert) durch den Raum bewegte. Ob und wie diese Form der Bewegung technisch genutzt werden könne, ist ungewiß. Angehende Designer und Ingenieure sind vom Rat für Formgebung aufgefordert, Ideen einzureichen. Die Gewinner des Wettbewerbes würden 2013 auf der Hannover Messe gekürt werden. Bisher wurde nur die Form des Oloids technisch wird die Form des Oloids schon energiesparend beim Umwälzen des Wassers in Meerwasser-Aquarien und Kläranlagen und beim Vermischen von homöopatischen Mitteln genutzt.

Für mich ist es zunächst ein faszinierender Prozeß, diese gegliederten Körper anzufassen, umzustülpen und wieder zusammenzusetzen. Hierbei geht es nicht nur um räumliche Vorstellungen, es geschieht durchaus ein wenig mehr. Menschen, die sich intensiv damit beschäftigen, können durchaus kontemplativ in diese Umstülp-Phänomene eintauchen. Es gibt die Möglichkeit, diesen Würfelgürtel selber aus Karton zu bauen. Die Umstülpung gerade des „Schatz-Würfel-Gürtels“ ergibt eine rhythmische, „zwangsläufige“ Bewegungsform, deren Spur im Raum den sogenannten Oloid ergibt. Diese Oloide eignen sich hervorragend als „Handschmeichler“, sie liegen ganz wunderbar in der Hand. Einen Oloid zu formen, ist eine besondere handwerkliche Herausforderung – dazu gehört auch der offene Oloid auf meinem Flyer (Oloid-Bezugsmöglichkeit).

Venus-Skulptur: „Oloid“ aus der Umstülpung der Herz-Geometrie des Chestaeders

Die Venus-Skulptur, die an die (abstrakte) Form des menschlichen Herzens erinnert,  ist quasi eine besondere Form eines Oloids, die Frank Chester in seiner Auseinandersetzung mit dem von ihm entdeckten siebenseitigen Körper (Chestaeder) entdeckt hat. Er schreibt dazu:

„The Venus sculpture evolves from a hidden unseen movement inside the first asymmetrical inversion of the seven-sided form (Chestahedron). It forms two retrogrades which create two curves that have the property of the golden mean and there is not one straight line. Finding this shape was the first indication that the Chestahedron was related to the geometry of the human heart. The Venus shows two hearts constantly interacting with each other. A mother’s love for her child, Mary’s love for the Christ child, a supersensible form of the Madonna and child, two hearts flowing together in love, the love of the other, the love of beauty.“

Übersetzung: Die Venus-Skulptur entwickelt sich aus einer verborgenen unsichtbaren Bewegung innerhalb der ersten asymmetrischen Inversion des Chestaeders. Es bildet zwei gegenläufigeSeiten, die wiederum zwei  Kurven erzeugen, die die Eigenschaft der goldenen Mitte haben, ohne daß es eine gerade Linie gibt. Das Auffinden dieser Form war das erste Anzeichen, dass das Chestaeder mit  der Geometrie des menschlichen Herzens zu tun hat. Die Venus zeigt zwei Herzen in ständiger Wechselwirkung miteinander. Die Liebe einer Mutter für ihr Kind, Marias Liebe für das Christus-Kind, eine übersinnliche Form der Madonna mit Kind, zwei Herzen fließen zusammen in Liebe, Nächstenliebe, die Liebe zur Schönheit.

Umstülp-Prozesse als Meditation, Weg zum Herzen, Weg zu sich selbst?

Parallel zu meiner Beschäftigung mit all diesen scheinbar abstrakten Theorien und praktisch-künstlerischen Umsetzungen erfahre ich in meinem persönlichen Leben, im Umgang mit meinen Klienten und im gesellschaftlichen Zusammenleben durchaus ähnliche Umstülp-Prozesse. Wir bewegen uns in einer rasanten Geschwindigkeit durch technische und heil-technische Neuerungen. Wir erleben eine zunehmend komplexere Vernetzung über die Medien, und wir erleben auf der spirituellen Ebene zunehmend mehr Menschen, die ihren medialen Fähigkeiten trauen, sie nutzen und die ihren Dienst zum Teil über Internet anbieten. Der gemeinsame Nenner ist Kommunikation.

Im therapeutischen Prozeß geht es zunehmend mehr um die Kommunikation nach Innen. Auf dem Weg dahin gilt es einige „Steine“ anzuschauen und wegzuräumen. Dazu gehören eigene Traumatisierungen und Traumatisierungen anderer, die wir oft ganz selbstverständlich tragen. Dies hat alles seinen Sinn. Diesen Sinn zu entdecken und für die Förderung der eigenen Potentiale nutzbar zu machen, ist für mich und viele meiner Klienten ein immer weiter gehender Umstülp-Prozeß voller Überraschungen. Deshalb ist auch das Jahr 2012:

Zeit zum Umstülpen, das Alte endlich hinter sich lassen,
neue Wege gehen, den Blick nach vorne richten,
sich selbst besser verstehen und das Beste von Innen nach Außen bringen …

(Wolfgang Runge, Berlin, Mai 2012/2017)